Thailands Kampf gegen die allgegenwärtige Korruption nimmt eine dramatische Wende: Die neu gegründete “Economic Party” fordert die Todesstrafe für bestechliche Beamte – eine beispiellose Forderung in der politischen Landschaft des Landes. Doch wer steckt hinter dieser radikalen Idee?
“Zero Corruption”: Die umstrittene Todesstrafen-Initiative
Thailands politische Bühne hat einen neuen Provokateur: Die erst kürzlich umbenannte “Economic Party” (ehemals “Zendai”) sorgt mit einer schockierenden Forderung für Aufsehen. Parteichef General Rangsee Kitiyanasap, Ex-Chef des militärnahen Senders Channel 5, verkündete Ende April ein Vier-Punkte-Programm – mit einer brisanten Spitze: Die Hinrichtung korrupter Staatsdiener soll Thailands Wirtschaft retten.
“Nur die Todesstrafe kann das Vertrauen der Öffentlichkeit wiederherstellen”, erklärte Rangsee. Sein Plan sieht vor, dass Verurteilte binnen eines Jahres hingerichtet werden – ohne Chance auf Begnadigung. Für ein Land, das seit Jahrzehnten unter systemischer Korruption leidet, wäre dies eine historische Zäsur. Doch Kritiker fragen: Handelt es sich hier um echten Reformeifer – oder politisches Theater?
Neokonservativ, monarchietreu – und gegen die “People’s Party”
Analysten stufen die Economic Party als “neokonservativ” ein: eine Mischung aus alten Militärs und jungen Tech-Enthusiasten, die traditionelle Werte mit wirtschaftlichem Fortschritt verbinden will. Auffällig ist die Nähe zur Monarchie – und die klare Abgrenzung zur oppositionellen “People’s Party”, die 2023 die Wahlen gewann, aber wegen ihrer Reformforderungen gegenüber dem Lèse-majesté-Gesetz (Artikel 112) verboten wurde.
“Diese Partei soll konservative Jungwähler ködern”, mutmaßen Beobachter. Tatsächlich scheint die Economic Party gezielt jene zu umwerben, die eine liberale Opposition fürchten. Doch Rangsee betont: “Wir sind keine Militärpartei!” – obwohl er selbst lange dem Armee-Sender Channel 5 vorstand.
Von “Zendai” zur “Economic Party”: Ein General und ein Rebell
Hinter der Umbenennung verbirgt sich eine ungewöhnliche Allianz: Rangsee, 63, der Militärveteran, und Chris Potranandana, 37, einst Mitgründer der verbotenen “Future Forward”-Partei. Chris verließ später deren Nachfolger “Move Forward” aus Frust über eine angebliche “Politbüro-Clique” und gründete stattdessen “Zendai” – eine Gruppe, die während der Pandemie Hilfsprojekte organisierte.
Doch der politische Neustart verlief holprig: Bei der Wahl 2023 scheiterte Zendai kläglich. Jetzt setzt die Partei mit dem neuen Namen und dem radikalen Anti-Korruptionskurs auf einen zweiten Anlauf.
Droht Thailand ein neuer “Krieg gegen die Korruption”?
Während Rangsee die Todesstrafe als “wirtschaftliche Notwendigkeit” rechtfertigt, warnen Menschenrechtler vor einem Rückfall in autoritäre Praktiken. Thailand vollstreckt seit 2018 keine Hinrichtungen mehr, obwohl die Todesstrafe formal besteht. Sollte die Economic Party tatsächlich Einfluss gewinnen, könnte sich das ändern.
Doch zunächst muss die Partei überhaupt erst einmal relevant werden: Bisher ist sie bei der Wahlkommission noch als “Zendai” registriert – und ohne Sitze im Parlament bleibt ihr Einfluss begrenzt. Ob ihr radikaler Ansatz Wähler überzeugt oder abschreckt, wird sich spätestens 2027 zeigen, wenn Thailand wieder wählt.